
01.07.2011
Was tun bei Zweifeln an der Echtheit eines eigenhändigen Testaments?
Wer ein Testament verfasst, dem kommt es darauf an, dass das eigene Vermögen nicht in falsche Hände gerät. Wer nicht zum Notar geht, muss deshalb auch das Testament selbst vor Einflussnahme Dritter schützen.
Mit einem öffentlichen Testament ist man als Erblasser auf der sicheren Seite. Dabei erklärt man vor einem Notar seinen letzten Willen. Das Testament wird im Anschluss amtlich verwahrt, so dass es vor Verlust und Verfälschung geschützt ist.
Die Errichtung eines bloßen handschriftlichen Testaments erfolgt durch eine vollständig eigenhändig geschriebene und unterschriebene Erklärung. Bei Verzicht auf die notarielle Beurkundung und amtliche Verwahrung ist die Fälschung eines solchen Schriftstücks aber eine relevante Gefahr. Fälschungen können auf vielfältige Weise erfolgen:
- Meist handelt es sich um sogenannte freihändige Nachahmungsfälschungen. Die Handschrift und Unterzeichnung durch den Erblasser werden dabei nachgeahmt.
- Auch Pauschfälschungen sind möglich. Dabei werden Vorlagen nachgezeichnet.
- Verfälschungen entstehen auch durch das Löschen und oder Hinzufügen einzelner Textpassagen.
Bestehen Zweifel an der Echtheit eines handschriftlichen Testaments, so ist vor Gericht ein entsprechender Beweisantrag zu stellen. Die Beweislast für die Echtheit des Testaments trägt dann derjenige, der sich auf das Testament beruft. Das Nachlassgericht kann bei Zweifeln aber auch von Amts wegen tätig werden. Es folgt eine forensische Schriftuntersuchung, wobei Original-Material zum Vergleich herangezogen wird. Originalunterschriften können zum Beispiel von Banken, Versicherungen, Altenheimen oder Krankenhäusern beschafft werden. Bei der dann erfolgenden Begutachtung werden sog. grafomotorische Altersabbauerscheinungen und der Gesundheitszustand zum Zeitpunkt der Testamentserrichtung berücksichtigt. Der Ausgang solcher gerichtlichen Auseinandersetzungen ist immer unsicher. Sicher ist nur, dass sie Zeit und Geld kosten.
Siehe auch:
NOTAR
EIGENHÄNDIGES TESTAMENT
ÖFFENTLICHES TESTAMENT
Aktuelle Rechtsprechung
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14.03
2014
OLG Hamm
Ein Schlusserbe wird regelmäßig kein Ersatzerbe
Wie wichtig die exakte Formulierung eines Testaments ist, zeigt einmal mehr eine kürzlich ergangene Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamm vom 14.03.2014 (Az.: 15 W 136/13), in der sich das Gericht...
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24.10
2013
OLG München
Erbeinsetzung "für den Fall gleichzeitigen Versterbens" in einem gemeinschaftlichen Ehegattentestament kann auch bei zeitlich versetztem Versterben gelten.
Die Formulierung eines Testamentes bietet zahlreiche rechtliche Fallstricke. Geht aus der Formulierung des Testaments der Wille des Erblassers nicht eindeutig hervor, so muss dessen Wille ausgelegt...
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08.10
2013
Bundesgerichtshof
Bundesgerichtshof stärkt erneut Erbnachweis durch notarielles Testament
Eine Klausel in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen einer Sparkasse, wonach die Sparkasse nach dem Tode des Kunden zur Klärung der rechtsgeschäftlichen Berechtigung die Vorlegung eines Erbscheins...
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25.04
2013
OLG Düsseldorf
Notarieller Erbvertrag beweist Erbfolge auch bei vorbehaltenem Rücktrittsrecht
Bei dem zur Grundbuchberichtigung erforderlichen Nachweis der Erbfolge durch eine öffentliche Verfügung von Todes wegen hat das Grundbuchamt im Regelfall deren Wirksamkeit und damit die...
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23.01
2013
Bundesgerichtshof
Begrenzte Haftung der Erben für Mietverbindlichkeiten
Durch rechtzeitige Kündigung können Erben die Haftung für Forderungen aus einem Mietverhältnis des Erblassers auf den Nachlass beschränken.
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16.01
2013
BGH
Verjährung des Pflichtteilsanspruchs bei nachträglicher Kenntnis von weiteren Nachlassgegenständen
Für den Beginn der Verjährung des Pflichtteilsanspruchs kommt es nicht auf die Kenntnis des Pflichtteilsberechtigten von Zusammensetzung und Wert des Nachlasses an. Die Verjährungsfrist beginnt nicht...
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01.10
2012
OLG Hamm
Banken dürfen bei notariellem Testament keinen Erbschein verlangen
Sparkassen dürfen sich in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen nicht das Recht vorbehalten, zum Nachweis der Erbfolge nach einem Kontoinhaber grundsätzlich die Vorlage eines Erbscheins zu...
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01.12
2011
OLG München
Errichtung eines gemeinsamen Testaments auch möglich, wenn die Ehefrau erst Jahre später beitritt
Ein gemeinschaftliches Testament kann auch dann wirksam errichtet sein, wenn der andere Ehegatte erst nach längerer Zeit beitritt, sofern im Zeitpunkt des Beitritts der Wille des ersttestierenden...
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17.11
2011
BGH
Aufwendungsersatz des Bestattungsunternehmers
Nimmt ein Bestattungsunternehmer die Beerdigung eines Verstorbenen ohne Auftrag vor, so kommt ein Aufwendungsersatzanspruch des Unternehmers gegen die Person in Betracht, die nach Maßgabe des jeweils...
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02.11
2011
BGH
Aufnahme eines durch den Tod einer Partei unterbrochenen Verfahrens durch einzelne Miterben
Ist der Rechtsstreit durch den Tod des Klägers unterbrochen worden, so kann die Aufnahme auch durch einen einzelnen Miterben erfolgen, der zur Geltendmachung des Klageanspruchs berechtigt ist